Predatory open-access bezeichnet die Vorgehensweise der schwarzen Schafe der Open-Access-Verleger.
Einige dieser Verleger und Zeitschriften versuchen das Geschäftsmodell des goldenen Open Access auszunutzen, um
Kapital aus den Veröffentlichungsgebühren herauszuschlagen.
In den vergangenen Jahren ist die Anzahl dieser dubiosen Verleger sprunghaft gestiegen.
Jahr | Anzahl Verleger |
2011 | 18 |
2012 | 23 |
2013 | 225 |
2014 | 477 |
2015 | 693 |
2016 | 923 |
2017 | 1155 |
Hierbei werden Wissenschaftler geködert in meist sehr jungen Zeitschriften zu veröffentlichen, ohne
dass vorher über eventuell anfallende Gebühren informiert wird. Wird ein Artikel bei einem dieser Verlage eingereicht,
findet meist bereits eine Übertragung der Urheberrechte statt, worauf hin über anfallende Gebühren
und weitere Bedingungen informiert wird. Werden die Gebühren nicht bezahlt,
kann man den Artikel nicht erneut woanders veröffentlichen. Teilweise handelt es sich um Briefkastenfirmen,
deren Adressen nicht mit den Ländern übereinstimmen, in die man die Veröffentlichungsgebühr überweisen soll.
Beschwerden an Verleger in Zusammenhang mit Raubtier-Open-Access sind:
- Artikel (auch Nonsens- und Spaß-Artikel) werden zügig und ohne oder unter mangelhafter Qualitätskontrolle oder peer-review akzeptiert.
- über Veröffentlichungsgebühren wird erst nach Einreichen der Artikel informiert.
- aggressives Werben um Wissenschaftler (auch mittels Spam), damit diese in den Zeitschriften veröffentlichen oder gar als Herausgeber fungieren.
- Auflistung von Wissenschaftlern als Herausgeber ohne deren Einverständnis und Nichtlöschung solcher Einträge.
- frei erfundene Wissenschaftler als Herausgeber der Zeitschriften
- Nachahmen des Stils und des Namens etablierter Zeitschriften, um Wissenschaftler zu täuschen.
Eine Liste dieser dubiosen Verleger und Zeitschriften hat der Bibliothekar Jeffrey Beall von der Universität Colorado Denver erstellt, die regelmäßig gepflegt wurde. Diese Liste musste leider Anfang 2017 aufgrund von "threats & politics"
gelöscht werden. Es gibt die Seiten nur noch in ihren in Internet-Archivierungsdiensten zwischengespeicherten Versionen.
Herr Beall hat zusammen mit dieser Liste
eine Reihe von Kriterien (Cache der WayBackMachine) angegeben, mit der Wissenschaftler erkennen können, ob ein Verleger vertrauenswürdig ist und mit Hilfe derer er die Zeitschriften und Verleger evaluiert.
Die Liste ist bekannt geworden als
Beall's Liste der Raubtier-OA-Verleger(Cache der WayBackMachine).
Des Weiteren gibt es die
Liste der einzelnen Raubtier-OA-Zeitschriften(Cache der WayBackMachine).
Für seine Arbeit und Aufklärung erhält er sowohl Lob als auch Kritik von Vertretern der Open-Access-Bewegung und von Verlegern die auf dieser Liste stehen. Da er die Liste alleine pflegt wird ihm eine zu subjektive Bewertung der Verleger vorgeworfen. Nichtsdestotrotz konnte er durch seine Arbeit den Blick der Wissenschaftler für dubiose Machenschaften im Geschäft um Open Access schärfen.
Eine kleine Zusammenfassung seiner Arbeit hat er in dem folgenden Artikel veröffentlicht: Beall, Jeffrey "What I learned from predatory publishers" in
Biochemia Medica 2017;27(2): 273–8
https://doi.org/10.11613/BM.2017.029
Die UB informiert auf einer eigenen Seite zum Thema
Predatory Publishing.